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Fallobst auf der Koppel – lecker oder gefährlich?
Fallobst auf der Koppel – lecker oder gefährlich?
Von Tier-Therapie-Zentrum in Tiernaturheilkunde veröffentlicht 4. Oktober 2016 1 Kommentar

Äpfel, Birnen und Pflaumen, sie alle werden von Pferden gerne, oft sogar gierig angenommen. Das hat für die Pferde gefährliche Nebenwirkungen, die nicht zu unterschätzen sind, will man Obstbäume auf der Koppel belassen.

Obstbäume sind auf der Pferdekoppel beliebte Schattenspender und Kratzbäume. Ihre Rinde und Äste sind ungiftig für die Pferde und daher können die Bäume ohne Bedenken angepflanzt werden. Allerdings nur so lange, bis sie Früchte tragen. Zwar ist das Obst für die Pferde eine willkommene Abwechslung im Speiseplan, aber sowohl unreifes Obst als auch Fallobst können Pferden gefährlich werden.


Das Problem bei Pferden und dem Fallobst

Die Tiere nehmen die Früchte zu gierig auf und kauen sie schlecht. Dadurch ist der Nahrungsbrei nicht genügend zerkleinert und eingespeichelt, was zu einer Schlundverstopfung führen kann. Die Speiseröhre (Ösophagus) ist beim Pferd etwa 1,50 Meter lang, ein enger Muskelschlauch, in dem jeder Bissen mit peristaltischen Wellen der Muskulatur weiter Richtung Magen befördert wird. Wenn das Futter auf dem Weg stecken bleibt, entsteht ein Muskelkrampf, Speichel und Futterteilchen rinnen aus Nüstern und Maul, das Pferd würgt, um die Verstopfung zu entfernen. Wird der überschüssige Speichel mit den Nahrungsteilchen eingeatmet, besteht die Gefahr einer eitrigen Lungenentzündung. Wird die Verkrampfung der Speiseröhre behoben und das Pferd beruhigt, verschwinden die meisten Schlundverstopfungen von selbst. In hartnäckigen Fällen muss die Verstopfung durch eine Druckspülung der Speiseröhre aufgehoben oder operativ entfernt werden.
Später im Verdauungstrakt können große, hastig heruntergeschluckte Mengen Obst Durchfälle oder sogar Koliken – häufig heftige Gärungskoliken – auslösen.


Was man bei der Fütterung von Obst beachten sollte

Mit der Fütterung von Äpfeln ist mengenmäßig immer Vorsicht geboten. Zwei bis vier Äpfel pro Tag werden vom Verdauungstrakt toleriert und liefern wichtige Vitamine und Ballaststoffe wie das Kohlenhydrat Pektin. Im Darm des Pferds wirkt es gegen Durchfall und Kotwasser. Eine größere Menge Äpfel ist wegen der enthaltenen Säuren schädlich und kann genau das Gegenteil bewirken. Auch Birnen sollten auf keinen Fall in größeren Mengen verfüttert werden, denn sie gären im Magen und Darm nach. Bei Pflaumen und anderem Steinobst besteht die Gefahr, dass die Pferde die Kerne mitschlucken, die sich dann im Verdauungstrakt festsetzen können.

Außerdem lieben Bienen und Wespen alle süßen Früchte und fressen sich gerne weit in das Fruchtfleisch hinein. Nehmen die Pferde die Insekten mit der Frucht auf, sind Stiche im Maul und in der Speiseröhre vorprogrammiert. Diese können zu Schwellungen führen oder sogar zu allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock und zum lebensbedrohenden Herz-Kreislauf-Versagen. Aus all diesen Gründen sollte Obst auf Pferdekoppeln nie zur freien Verfügung stehen. Das herumliegende Fallobst muss täglich, in der Haupterntezeit sogar mehrmals täglich, eingesammelt oder besser noch ein Zaun um die Obstbäume angelegt werden. Wer Fallobst verfüttert, sollte die Tiere mit kleinen Mengen daran gewöhnen und faule oder gar schimmlige Stellen vorher gründlich entfernen.

  • Remo
    00:47 - 23 März, 2019 / Antworten

    Ich habe einmal gelesen, daß Tiere, die krank sind, gegärtes Fallobst fressen, weil durch die Gärung Essig sich gebildet hat.

    Essig (Apfelessig) hilft ja auch beim Menschen bei vielen Krankheiten.

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