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Ein Überblick zur Tierakupunktur
Ein Überblick zur Tierakupunktur
Von Tier-Therapie-Zentrum in Tiernaturheilkunde veröffentlicht 9. April 2015 0 Kommentare

Was ist Akupunktur?

Der Begriff Akupunktur wird abgeleitet von der lateinischen Bezeichnung acus = Nadel und pungere = stechen. Es wird also mit Nadeln, nämlich speziellen, sehr dünnen Akupunkturnadeln in die Haut gestochen. Die Punkte, an denen die Nadeln eingestochen werden, sind genau definiert. Dabei können allen Akupunkturpunkten spezielle Wirkungsweisen und Indikationen zugeordnet werden.

Die eigentliche chinesische Bezeichnung lautet „Zhen Jiu“ oder „Shen Shiu“ und bedeutet Stechen und Brennen. Sie beschreibt die zur Anwendung kommenden Methoden besser. Gestochen wird mit den Akupunkturnadeln. Brennen bezieht sich auf das Abbrennen von Moxa über den Akupunkturpunkten.


Wie ist die Tierakupunktur entstanden?

Es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung der Akupunktur, auch über die Entstehung der Tier-Akupunktur. Erste Hinweise zur Tierakupunktur finden sich um 900 v.Chr. Zu dieser Zeit soll im damaligen Königreich Qin ein Reitergeneral, Sun Yang, gelebt haben, welcher als Tierarzt die Pferde der Truppen mit Hilfe von Akupunktur und Moxa leistungsbereit und gesund erhalten haben soll. Auch er arbeitete bereits nach dem Motto: Gesund erhalten ist einfacher, als gesund machen. Etwa aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. Und dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen auch Funde von Holztafeln, welche Anleitungen und Darstellungen zur Akupunktur an Pferden enthalten.


Welche Einwände gibt es gegen die Akupunktur?

Natürlich kann ich hier nicht auf alle Einwände, die es gegenüber der Tierakupunktur gibt, eingehen. Jedoch möchte ich auf einige der häufigsten Einwände eingehen und diese – sofern möglich – entkräften.

Einwand: Die Wirkung der Akupunktur ist nicht wissenschaftlich erwiesen.

Meine Antwort darauf: Es gibt mittlerweile viele Versuche, die Wirkung der Akupunktur wissenschaftlich nachzuweisen. Als Schmerztherapie wird die Akupunktur bereits akzeptiert. Jedoch kann die Akupunktur viel mehr. Es wäre schade, sie auf die Schmerztherapie zu reduzieren. Fakt ist, dass die jahrtausendelange Forschung der Chinesen überzeugende Hinweise für die Wirkung liefert. Behandlungserfolge sind nachweisbar.

Einwand: Bei der Akupunktur handelt es sich um einen Plazebo-Effekt.

Meine Antwort darauf: Ein Plazebo-Effekt beruht darauf, dass die Person, bei der die Therapie angewendet wird, von der Wirkung derselben überzeugt ist und daher eine Besserung eintritt. Ein Tier kann von der Wirkung der Akupunktur nicht überzeugt sein, dennoch wirkt sie nachweislich bei vielen verschiedenen Erkrankungen (darauf komme ich später noch genauer zu sprechen).

Einwand: Die Akupunktur ist keine westliche Behandlungsform, sie entspricht nicht der westlichen Sicht.

Meine Antwort darauf: Das ist ein Einwand, der wahr ist. Jedoch kann die Logik des chinesischen Modells überzeugen.

Einwand: Es gibt bisher keine staatlichen Ausbildungen in Tierakupunktur.

Meine Antwort darauf: Das ist vollkommen richtig. Leider ist die aktuelle rechtliche Situation in Deutschland so, dass man die Tierakupunktur sogar in einem reinen Fernstudium erlernen kann. Das ist unverantwortlich! Daher appelliere ich an jeden, der diese wunderbare Therapiemethode erlernen möchte, sich nur bei einem Institut ausbilden zu lassen, wo viel Praxis an Tieren zum Unterricht dazu gehört. Dem interessierten Tierhalter möchte ich anraten, sich genau zu erkundigen, wo der jeweilige Therapeut seine Ausbildung gemacht hat und ob dort Praxis tatsächlich zum Unterricht gehört.


Gibt es denn Beweise, dass die Akupunktur an Tieren funktioniert?

Wie bereits im obigen Abschnitt erwähnt, wurde oftmals davon ausgegangen, dass es sich bei Akupunktur um eine Therapieform mit Plazebo-Effekt handelt. Lange Zeit war die Wissenschaft nicht in der Lage, die Wirkung der Akupunktur zu erklären. Da das Interesse der westlichen Medizin an der Akupunktur in den letzten 20 Jahren mehr und mehr gewachsen ist, kam es zu einer Vielzahl wissenschaftlicher Versuche und Arbeiten, mit denen die chinesische Medizin, im Speziellen die Akupunktur, auf eine fundierte, wissenschaftliche Basis gestellt wurde.

Die Existenz von Meridianen konnte nicht konkret nachgewiesen werden. Jedoch konnte bei entsprechenden Versuchen ein Wandern von radioaktiven Substanzen, welche in Akupunkturpunkte injiziert wurden, entlang der Meridiane beobachtet werden. Hier überlasse ich es jedem selbst, ob er dies als einen Nachweis ansehen möchte oder nicht.
Nachgewiesen werden konnte unter anderem folgendes:

  • Alle Akupunkturpunkte weisen einen ca. 90-95 % niedrigeren Hautwiderstand als die Umgebung auf
  • Durch Messung des Hautwiderstandes unter den entsprechenden Voraussetzungen (z.B. Haut darf nicht nass/feucht sein) kann man also die genaue Lage eines Punktes bestimmen
  • Fast alle Akupunkturpunkte befinden sich an Stellen, an denen Gefäss-Nervenbündel durch die Muskelhülle nach oben steigen.


Was bewirkt die Akupunktur?

Um diese Frage beantworten zu können, muss man zweierlei Wirkungsweisen betrachten. Zunächst betrachten wir wir die schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur. Hierfür möchte ich kurz für Einsteiger in diese Thematik erläutern, wie die Schmerzweiterleitung beim Tier abläuft. Die Schmerzen, die das Tier verspürt, erregen zunächst die umliegenden Schmerzfühler. Schmerzfühler befinden sich im Gewebe des Körpers. Sie wandeln den Reiz in einen elektrischen Impuls um, leiten ihn über Nervenfasern zum hinteren Teil des Rückenmarks weiter. Dort erregt der Impuls spezielle Zellen, welche wiederum einen Impuls aussenden, der ebenfalls über Nervenfasern zum Zwischenhirn weitergeleitet wird. Von dort aus erreicht er schliesslich das Grosshirn.

Es gibt also 3 Ebenen der Schmerzleitung:

1. Ebene: Das Rückenmark – Hier kann der Schmerz moduliert oder auch blockiert werden. Es wird also quasi entschieden, ob der Schmerz überhaupt wahrgenommen oder ob er sozusagen ausgeschaltet wird.

2. Ebene: Das Zwischenhirn – Hier wird der Reiz emotional eingefärbt, bewertet und unterschieden zwischen harmloseren und schwerwiegenden Verletzungen. Hierbei spielen also auch die bereits gesammelten Erfahrungen eine große Rolle. Hat ein Tier zum Beispiel noch nie größere Verletzungen oder Schmerzen erlitten, so kann eine ernsthafte Verletzung mitunter dennoch dazu führen, dass ein Tier sich dies kaum anmerken lässt, da es die gerade erlittene Verletzung nicht als ernsthaft einstuft.

3. Ebene: Das Grosshirn – Hier wird der Ort des Schmerzes im Körper geortet. Nach der emotionalen Bewertung des Schmerzes wird nun also noch festgestellt, an welcher Stelle genau sich der Schmerz befindet. Damit hat das Tier dann in kürzester Zeit unbewusst entschieden: Tut mir diese Verletzung weh? Ist es eine harmlose oder ernsthafte Verletzung? Und auch: wo genau befindet sich die Verletzung?


Wie kann nun die Akupunktur helfen, wie funktioniert die Schmerzlinderung mittels Akupunktur?

Durch das Setzen einer Akupunkturnadel in einen Akupunkturpunkt kommt es im Gewebe zur Freisetzung von chemischen Stoffen. Das kann man daran erkennen, dass die Haut um die Nadel herum sich rötet. Die Rötung entsteht durch die Erregung der Schmerzfühler im Gewebe. Wie bereits vorhin bezüglich der Weiterleitung der Schmerzen erläutert, gelangen die elektrischen Impulse zum Rückenmark. Dort führen sie zu einer Hemmung der elektrischen Erregbarkeit der Hinterhornneurone. Der eigentliche Schmerzreiz kann nun nicht mehr in voller Stärke bis zum Grosshirn gelangen. So kommt es zu einer sofortigen schmerzlindernden Wirkung (sofortanalgetische Wirkung).

Die Langzeitwirkung der Akupunktur muss ein wenig anders verstanden werden, als die sofortanalgetische Wirkung. Seit dem Ende der 70-er / Anfang der 80-er Jahre ist bekannt, dass (hauptsächlich im Zwischenhirn) nach einer Akupunkturbehandlung Hormone ausgeschüttet werden, welche auf den Körper schmerzlindernd wirken. Diese sind in ihrer Wirkung dem Morphium ähnlich. Für die Langzeitwirkung, welche durch jahrtausendelange Beobachtung festgestellt werden konnte, gibt es einige Erklärungsversuche, welche noch nicht wissenschaftlich belegt sind. So geht man davon aus, dass durch eine Folge mehrerer Akupunktursitzungen die Endorphine nicht nur zur Behandlung selbst, sondern auf Dauer leichter und häufiger ausgeschieden werden und dadurch eine langanhaltende Schmerzlinderung ermöglichen.

Die weitere Wirkung der Akupunktur beruht darauf, dass durch das Einstechen der Akupunkturnadeln in die Akupunkturpunkte (oder alternativ das Anregen der Punkte mit Hilfe von Laser oder Moxa) die Punkte aktiviert werden. Jeder Akupunkturpunkt hat bestimmte Indikationen und Wirkungsweisen. Wird ein Punkt angeregt, werden die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und die dem Punkt zugeordneten Symptome/Erkrankungen können behoben werden. Dies ist jedoch fast nie mit nur einer Behandlung möglich, meist werden mindestens 3 Behandlungen benötigt.


Was möchten wir mit der Akupunktur erreichen?

Es geht nicht darum, die Symptome einer Krankheit zu bekämpfen. Mit Hilfe der Akupunktur soll vielmehr eine Harmonisierung des aus den Fugen geratenen energetischen Gleichgewichtes erreicht werden. In der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) gibt es den Begriff Krankheit nicht. Jeder Erkrankung liegt eine ungleiche Verteilung der Körperenergien zu Grunde. Der nach TCM arbeitende Tierakupunkteur versucht also, das energetische Gleichgewicht wieder herzustellen. Ist das Gleichgewicht in Ordnung, ist der Körper gesund.


Welche Methoden werden in der Tierakupunktur angewendet?

Bei der Akupunktur von Tieren bedient man sich meist der Laserakupunktur oder der Akupunktur mit Nadeln zumeist an den Körper-Akupunkturpunkten, ggf. mit Verstärkung durch Moxibustion. Mittlerweile praktizieren einige Therapeuten auch die Ohrakupunktur beim Tier. Ob diese vom Tier geduldet wird, ist von Tier zu Tier verschieden. Daher wird diese doch relativ selten angewendet.

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