Du hast ein faules oder unmotiviertes Pferd, es ist oft unwillig und Du möchtest das gerne ändern? Oder das Gegenteil ist der Fall und Dein Pferd ist eher flott unterwegs und muss ständig von Dir gebremst werden? Um zu klären, wie Du das tun kannst oder ob Du Dein Pferd damit überforderst, müssen wir zunächst ein paar ganz grundlegende Dinge zur Muskulatur und Geschwindigkeiten bei Pferden anschauen.
Unter unseren Pferden gibt es je nach Rasse Unterschiede in der Muskulatur. Natürlich besitzen sie alle die gleichen Muskeln, wenn man von der Bezeichnung ausgeht, doch der Aufbau variiert stark. Weil dieses Hintergrundwissen für das Training essenziell ist, gehe ich nun auf die verschiedenen Muskeltypen ein.
Den Intermediärtyp der Muskelfaser kann man sich als Hybrid aus den beiden oben genannten Muskelfasertypen vorstellen. Dieser ist zu schnellen Kraftleistungen fähig und dabei relativ ermüdungsresistent.
Bei einem trägen Pferd darf man keines Falls ständig treiben, sonst reagiert es nicht mehr auf die Schenkel. Bei einem flotten Pferd darf man nicht permanent auf der Bremse stehen, sonst stumpft es im Maul ab.
Finde zuerst heraus, wie schnell die Wohlfühlgeschwindigkeit deines Pferdes ist. Beobachte, wie es sich auf der Weide oder beim freien Laufen bewegt. In dieser Geschwindigkeit darf es gehen und auch so bleiben! Natürlich sollte das Pferd jederzeit beschleunigt oder verlangsamt werden können, aber eben nur so lange es danach gefragt wird.
Stell dir vor, dich kritisiert ständig jemand, weil du zu langsam oder zu schnell gehst. Selbst wenn du dein Tempo anpasst, es wird nicht honoriert. Vielleicht ist das bereits sehr anstrengend für dich? Das würde dich sehr mürbe machen und die Motivation würde schwinden, nicht wahr?
Ich sitze passiv, gehe nur in der Bewegung des Pferdes mit, treibe weder mit den Beinen noch schiebe ich mit der Hüfte. Will ich von meinem Pferd, dass es etwas schneller wird, treibe ich es an und setze sofort alle Hilfen aus, wenn eine Reaktion erfolgt ist, sei sie auch noch so klein. Die Antwort auf meine Frage wird sofort belohnt und das Pferd darf zurück in seine Wohlfühlgeschwindigkeit.
Das Ganze wird dann von Trainingseinheit zu Trainingseinheit immer mehr gesteigert, bis ich eine halbe Bahn schneller reiten kann und irgendwann sogar eine Ganze. Vielleicht erhöht sich im Laufe des Trainings ebenso die Wohlfühlgeschwindigkeit.
Ich lasse mein Pferd im Schritt in seiner Wohlfühlgeschwindigkeit gehen. Immer wieder frage ich mit Sitz- und Zügelhilfe ab, die Geschwindigkeit zu reduzieren. Klappt das, lobe ich sofort und lockere die Zügel. Mein Sitz passt sich der Bewegung des Pferdes an und ich störe es nicht. Anfangs belohne ich jede Reaktion auf meine Frage. Niemals halte ich mein Pferd permanent fest. Das würde das Pferd frustrieren und im Maul stumpf werden lassen.
Erst wenn dieser Schritt klappt, arbeite ich im Trab, später im Galopp. Wechselt es ungefragt in eine schnellere Gangart, gebe ich dem Pferd eine Aufgabe, z.B. lenke ich es häufig oder ich reite auf einen kleinen Zirkel. Niemals bremse ich abrupt mit beiden Zügeln! Oder was würdest du sagen, wenn man dich für Fleiß bestraft?
Manchmal ist ein Pferd nur sehr aufgeregt. Es ist wichtig zu erkennen, ob sich das Pferd in einer natürlichen Wohlfühlgeschwindigkeit befindet oder aufgeregt unter dem Reiter davon läuft. Das ausgeschüttete Adrenalin kann nur durch Muskelarbeit abgebaut werden. Ein Zurückhalten würde den Hormoncocktail im Pferd überkochen lassen.
Ich arbeite zuerst an der seitlichen Nachgiebigkeit im Stand. Ich nehme beispielsweise die linke Zügelhand nach oben und belohne sofort, wenn das Pferd seitlich nachgibt. Das kann anfangs nur ein kleines Nachgeben sein. Das gleiche auf der anderen Seite. Klappt es 2-3 mal gut, ist die Übung beendet und ich versuche das gleiche im Schritt. Durch Wiederholungen und Timing kann man so selbst ein stumpfes Pferd wieder sensibilisieren.
Ich arbeite mit der Hand nach oben, niemals nach hinten oder unten, da der Druck sonst unangenehm auf den Unterkiefer und die Zunge wirkt.
Orientierungshilfe: Ich bleibe mit meiner Hand stets oberhalb des Mundwinkels meines Pferdes. So wirke ich mehr Richtung Genick und kann auch eine ordentliche Stellung im Genick erreichen.
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Autorin: Diana Art für das Tier-Therapie-Zentrum
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