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Sommerekzem – ohne Qual durch den Sommer
Sommerekzem – ohne Qual durch den Sommer
Von Tier-Therapie-Zentrum in Tiernaturheilkunde veröffentlicht 16. März 2018 0 Kommentare

Während die meisten Pferdehalter den Frühling und die warmen Tage herbeisehnen, hoffen ein paar andere, dass es noch etwas länger kühl bleibt. Denn sobald die warmen Tage da sind, fängt für sie und ihre Pferde eine alljährliche Quälerei an. Für die Pferde, weil es überall juckt und die Haut schmerzt. Und für die Pferdehalter, weil sie täglich waschen, schmieren, ölen und salben, um dem Pferd zumindest ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Wir wollen an dieser Stelle ebenfalls nicht die allseits beliebten Ekzemerdecken vergessen, die täglich vor dem Weidegang zunächst auf das Pferd rauf und hinterher wieder runter kommen. Man kann sich die Belastung für Mensch und Pferd vorstellen.
Waren ursprünglich vorwiegend importierte Isländer von dieser Erkrankung betroffen, konnte in den letzten ca. 25 Jahren eine stetige Zunahme dieser Erkrankung auch bei anderen Rassen festgestellt werden. Mittlerweile sind nicht nur die Robustrassen betroffen, sondern es erkranken Pferde aller Rassen an dieser Stoffwechselstörung. Es ist nachgewiesen, dass das Sommerekzem eine genetische Komponente besitzt und diese weitervererbt werden kann.

Sommerekzem ist die Bezeichnung für einen Symptomenkomplex. Im Namen steckt schon drin, wann die Hauterkrankung am stärksten ist: im Sommer.

Ursachen für das Sommerekzem sind primär ein gestörter Stoffwechsel und eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf ein Eiweiß im Speichel der weiblichen Culicoides-Mücken, auch Gnitzen genannt.


Das Sommerekzem äußert sich u.a. durch folgende Symptome:

  • Hautausschlag
  • Pusteln
  • Quaddeln
  • Hautverdickungend
  • Schuppen- und Krustenbildung
  • haarlose Scheuerstellen
  • offene und blutende Stellen
  • abgescheuerter Schweif und Mähnenkamm
  • nässende Wunden
  • blutige und offene Stellen an der Bauchnaht
  • extreme Unruhe, bis hin zu Aggressionen, wenn Insekten in der Nähe sind

Besonders aktiv sind die Gnitzen, deren Speichel die überschießende Reaktion des Immunsystems auslöst, in der Dämmerung. Und an Waldrändern, neben Misthaufen oder an stehenden Gewässern sind besonders viele davon anzutreffen.

Das Sommerekzem bedeutet viel Leid für die betroffenen Pferde. Der starke Juckreiz quält sie extrem und so manche Pferde werden leider sehr erfindungsreich wenn es darum geht, diesem Drang nachzugeben und sich an den betroffenen Stellen zu scheuern. Viele Ekzemer rutschen irgendwann selbst auf dem Bauch liegend hin und her und scheuern sich damit die Bauchnaht auf.


Weitere Faktoren begünstigen das Sommerekzem zusätzlich:

  • zu eiweiß- oder energiereiche Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • zu viel Stärke und Kohlenhydrate
  • Stress
  • emotionale Belastungen, vor allem Trennungen, die Trauer auslösen
  • ungünstige Lage des Stalls, z.B. an stehenden Gewässern oder am Waldrand


Was kann man als betroffener Pferdehalter tun?

Wichtig ist also zunächst, die Pferde möglichst vor dem Stich der Gnitzen zu schützen. Hierbei leisten die besagten Ekzemerdecken eine große Hilfe. Zusätzlich kann und sollte das Pferd mit Insektenschutzmitteln geschützt werden. Wichtig bei der Wahl des Insektenschutzmittels ist, dass es die Haut nicht noch zusätzlich reizt oder belastet. Auf eine gute Hautverträglichkeit sollte also unbedingt geachtet werden.
Ebenso ist es unerlässlich, die bereits betroffenen Areale gut zu pflegen. Meist verdickt sich die Haut durch das ständige Scheuern deutlich und reist durch Bewegung (z.B. Kopfsenken beim Fressen) wieder auf. Die Haut sollte also möglichst geschmeidig gehalten werden. Zudem konnte beobachtet werden, dass das tägliche Einölen den Stich der Mücken zusätzlich verhindern kann. Wenig ratsam ist es, Bodylotions für Menschen anzuwenden. Die hierin enthaltenen Substanzen könnten ggf. weitere allergische Reaktionen auslösen. Man muss sich unter Umständen ein wenig durchprobieren, welche Öle dem eigenen Pferd am bestens helfen. Was dem einen hilft, bewirkt bei dem anderen manchmal nicht so viel. Sehr gute Erfahrungen haben wir hier mit dem NBS-Öl gemacht, welches die Haut gut pflegt, beruhigt und Feuchtigkeit spendet.

Ebenso wichtig wie die Pflege von außen, ist die Optimierung der Haltung und Fütterung. Die Ernährung des Pferdes sollte genau unter die Lupe genommen werden. Hierzu kann es hilfreich sein, fachlich versierte Unterstützung mit zu Rate zu ziehen. Mit verschiedenen Kräutern, wie z.B. Brennnessel oder Löwenzahn kann der Organismus des Pferdes unterstützt werden. Jedoch sollten die Kräuter immer individuell für das Pferd ausgewählt werden. Es gibt eine Vielzahl an pflanzlichen Futtermitteln und Kräutern, welche beim Sommerekzem eingesetzt werden können. Viele Ekzempferde-Besitzer greifen auch sehr gerne auf Algenprodukte als Ergänzungsfuttermittel zurück. Tatsächlich kann vielen Pferden u.a. das Granulat „Nutripferd“ Linderung bringen.
Unabhängig davon, ob man Kräuter oder Algenmikrogranulate zufüttert – die gesamte Fütterung des Pferdes sollte überprüft werden.

Als sehr effektiv hat sich die Akupunktur bewährt. Ich hatte in den Jahren meiner Tätigkeit als Tierakupunkteurin viele Sommerekzemer in Behandlung. Bei allen ist es gelungen, mittels Akupunktur zumindest eine deutliche Linderung zu bewirken. Bei einigen konnte ich das Ekzem – natürlich in Kombination mit einer Anpassung der Fütterung und entsprechender Pflege des Pferdes, nahezu vollständig zum Ausheilen bringen.

Auch homöopathisch können verschiedene Mittel deutliche Linderung bewirken. Diese sollten aber ebenso individuell für den jeweiligen Patienten ermittelt (repertorisiert) werden.

Bei allen naturheilkundlichen Therapien gilt es, den Stoffwechsel zu unterstützen und die überschießende Reaktion des Immunsystems zu mildern. Dies gelingt nur mit einem ganzheitlichen Ansatz. Eine reine Behandlung der Symptome mag zwar eine kurzzeitige Linderung bringen, ändert jedoch nichts an den Fehlfunktionen in den Organsystemen, die erst zu den Symptomen führen.
Ein gut ausgebildeter Tierheilpraktiker kann im Idealfall mit dem Pferdehalter gemeinsam Haltung, Fütterung und Pflege des Pferdes so optimieren, dass in Verbindung mit einer Therapie dem Pferd deutliche Linderung verschafft werden kann.

Autor: Bianca Sommer für das Tier-Therapie-Zentrum

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